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Auf diesem Blog erscheinen Meinungsbeiträge, Rezensionen und Analysen. Im Mittelpunkt stehen die Themen Kultur & Kunst, Gesellschaftspolitik, Parteien sowie jüdisches Leben. Zudem finden Sie hier Interviews aus meinem Podcast Kunst der Freiheit.
Ich bin Sozialwissenschaftler, Gestalter und Berater mit drei Dekaden Erfahrung in Politik, Wissenschaft und öffentlicher Verwaltung.
Name und Idee des Blogs sind angelehnt an Karl Marx' Wendung der »Kritik im Handgemenge« - distanzierte Beobachtungen vom Spielfeldrand können andere machen. Mich interessiert die direkte aber reflektierte Auseinandersetzung, die Stellung bezieht und sich entsprechend bewähren muss im »Handgemenge« der realen Verhältnissen unserer Zeit.
„Aber auch die Kritik braucht ein Gegenstand, ein Material. [...] Sie ist kein Maßstab, sie ist kein Dogma, sondern Kritik im Handgemenge.“ (K. Marx)
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10.06.2025 / RezensionDas Gemälde als ZeitzeuginWas erlebt ein Kunstwerk im Lauf von 80 Jahren des 20. Jahrhunderts? Die Graphic Novel »Zwei weibliche Halbakte« des französischen Zeichners Luz erzählt die Geschichte des Gemäldes, vom Expressionisten Otto Mueller 1919 gemalt – aus der Perspektive des Bildes. Das Werk führt uns durch Ateliers, NS-Depots und Museen, erzählt von Sammlern, Verfolgten, Profiteuren, der zähen Praxis der Restitution und später Gerechtigkeiten.
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08.06.2025 / KulturCarl Laszlo und die (ungarische) AvantgardeWas wissen wir über Kunst und Kultur Ungarns – gestern und heute? Wie viel oder wenig über unsere mittel- und osteuropäischen Nachbarn? Anhand von Carl Laszlo (1923–2013) können wir uns diese Fragen beantworten. Laszlo war Holocaust-Überlebender, Psychoanalytiker, Verleger und ein bedeutsamer Sammler auch der ungarischen Moderne. In seiner Villa in Basel baute er ein „home art museum“ auf – über 15.000 Werke. Heute ist diese Sammlung verstreut. Ein neues Buch macht Laszlos Lebenswerk wieder sichtbar: Home is where my art is. Ein Besuch bei Carl Laszlo und der (ungarischen) Avantgarde, herausgegeben von Ferenc Kréti bei Moloko Print. Das Buch ist keine klassische Biografie – vielmehr eine kuratorische Erinnerung: Fotografien, Interviews, Fundstücke. Ein offenes Kunstwerk über Exil, Fragment und Freundschaft.
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28.05.2025 / GesellschaftNOlympia ist ein Ja zu BerlinStatt "Zurück in die Zukunft" Teil 3 braucht Berlin eine gemeinwohlorientierte und nachhaltige Stadtentwicklung mit verlässlicher Verwaltung. Deshalb müssen die Bürger:innen abstimmen dürfen.
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27.05.2025 / MedienStabiles Vertrauen, brüchiger Diskurs: Die Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 2024Trotz geopolitischer Krisen, innenpolitischer Umbrüche und lauter Medienkritik bleibt das allgemeine Vertrauen in deutsche Medien erstaunlich stabil. Öffentlich-rechtliche Sender genießen nach wie vor das meiste Vertrauen, auch wenn sie an Zustimmung verloren haben. Doch hinter dieser Stabilität lauern Risiken: Medienzynismus und die Wahrnehmung eines verrohenden öffentlichen Diskurses nehmen zu. Immer mehr Menschen zweifeln an der Integrität des Mediensystems oder fühlen sich in der Berichterstattung nicht repräsentiert.
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26.05.2025 / RezensionDiskursive Schuldabwehr und Shoah-Trivialisierung von rechts und linksIn ihrem Working Paper „‚Schuldkult‘ und ‚German Guilt‘“ analysiert Elke Rajal, wie nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 sowohl in der extremen Rechten als auch in Teilen der antiimperialistischen Linken diskursive Mechanismen wirksam wurden, die Schuldabwehr, Shoah-Trivialisierung und antisemitische Narrative befördern. Ohne diese Milieus gleichzusetzen, arbeitet Rajal heraus, dass sich bestimmte Muster – etwa die Vorstellung, Holocaust-Erinnerung sei primär ein Herrschaftsinstrument – über ideologische Grenzen hinweg ähneln. Die Autorin verbindet präzise Textanalysen, theoretische Fundierung und empirische Daten und liefert damit einen wichtigen Beitrag zu den aktuellen Debatten über Erinnerungspolitik, Antisemitismus und Projektionen historischer Verantwortung.
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23.05.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«Klarer Blick auf falsche Bilder: Resilienz ist lernbar – auch gegen DeepfakesRussische Trollfarmen, Deepfakes, alte KGB-Taktiken im digitalen Gewand – im Podcast KUNST DER FREIHEIT sprach ich mit Tim Stark von der Gesellschaft für digitalen Ungehorsam mbH über gezielte Desinformation als Strategie hybrider Kriegsführung. Warum reagieren Demokratien oft zu spät? Wie funktioniert „Reflexive Kontrolle“ und weshalb ist der Kampf gegen Fake News mehr als eine technische Frage? Tim Stark argumentiert für einen „Whole-of-Society-Approach“ zur gesellschaftlichen Resilienz als Verteidigungslinie der Demokratie.
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20.05.2025 / RezensionIn der Stadt liegt die KraftKlimapolitik, Bildung, Integration, Demokratie – vieles entscheidet sich nicht im Bundestag, sondern im Stadtrat. Peter Kurz war 16 Jahre Oberbürgermeister von Mannheim. In seinem Buch "Gute Politik" argumentiert der Sozialdemokrat für eine Politik, die von unten denkt. Sein Buch ist eine Einladung, Stadtpolitik als strategischen Ort demokratischer Erneuerung zu begreifen – jenseits populistischer Spaltungsnarrative, mitten im Alltag pluraler Gesellschaften.
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15.05.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«»Fahrenheit 451« und Literaturnetzwerke der Neuen RechtenVor einigen Jahren sorgten rechte Verlage auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt am Main für große Aufmerksamkeit und Erregung. Einer der bekanntesten neurechten Verleger ist Götz Kubitschek. Er gilt als Ideologischer Ankerpunkt für den AfD-Rechtsextremisten Björn Höcke aber auch für die sogenannte Identitäre Bewegung. Literaturpolitische Aktivitäten der deutschsprachigen Neuen Rechten haben ein neues Niveau erreicht sagt Prof. Dr. Torsten Hoffmann von der Universität Stuttgart. Literaturpolitik ist kein politischer Nebenschauplatz, sondern eines der wichtigsten Aktionsfelder der neurechten Thinktanks, so der Leiter des Forschungsprojekts »Neurechte Literaturpolitik« im Rahmen des von der Universität Stuttgart geförderten Projekts »Wehrhafte Demokratie. Demokratische Gesellschaft und totalitäre Herausforderung«. Darüber sprach ich mit ihm in der Sendung vom 14. Mai 2025 des Podcasts Kunst der Freiheit.
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13.05.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«Erkenntnisse aus dem Relevanzmonitor Kultur 2025Im März dieses Jahres erschien, herausgegeben von der Liz Mohn Stiftung, der »Relevanzmonitor Kultur 2025«. Von dem Meinungsforschungsinstitut forsa umgesetzt, fragt der Monitor, wie Bürger:innen Kultur erleben, welche Angebote sie nutzen – und was sie von Kulturinstitutionen erwarten. Im Zentrum stehen Fragen der Zugänglichkeit, sozialen Relevanz und demokratischen Funktion von Kultur. Für meinen Podcast Kunst der Freiheit sprach ich in der Sendung vom 10. April 2025 mit Dorothea Gregor, Projektverantwortliche bei der Liz Mohn Stiftung und mit dem Hamburger Senator für Kultur und Medien, Carsten Brosda über die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus dem Relevanzmonitor.
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12.05.2025 / KulturKulturelle Teilhabe braucht Wissen – und belastbare DatenDer Lagebericht »Zivilgesellschaftliches Kulturengagement« und der »Relevanzmonitor Kultur 2025« liefern datenbasierte Einsichten zur kulturellen Teilhabe und zum zivilgesellschaftlichen Engagement im Kulturbereich. Was sie gemeinsam zeigen: Kultur braucht nicht nur Applaus, sondern strukturelle Anerkennung statt Kürzungen. Wirkungsorientierte Politik braucht belastbare Daten – nicht als Selbstzweck, sondern als Grundlage für gerechte Prioritäten und gezielte Unterstützung.“
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10.05.2025 / Jüdisches LebenLinker Parteitag: Kontroverse um AntisemitismusdefinitionenAuf dem Bundesparteitag in Chemnitz beschlossen die Delegierten der Linken, die umstrittene IHRA-Definition durch die Jerusalemer Erklärung zu ersetzen – ein Beschluss, der mehr über parteiinterne Dynamiken aussagt als über tatsächliche Fortschritte im Kampf gegen Antisemitismus. Parteien und Parteitagsmehrheiten ersetzen keine wissenschaftliche Debatte und sie sollten notwendig offene Definitionen nicht politisch oder rechtlich instrumentalisieren.
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06.05.2025 / Parteien/WahlenNicht gewählt – und nun? Ein Fehlstart im Parlament ist noch keine schwache AmtszeitWenn ein Ministerpräsident oder eine Ministerpräsidentin nicht im ersten Wahlgang gewählt wird, überschlagen sich Medien und Netzwerke. So wie heute bei der Nichtwahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler im ersten Wahlgang. Die Wahl im zweiten oder dritten Anlauf gilt schnell als Zeichen politischer Instabilität. Doch Politiker:innen wie Bodo Ramelow, Hannelore Kraft oder Reiner Haseloff regier(t)en trotz verpasster Wahlgänge erfolgreich. Historische Beispiele und aktuelle Entwicklungen zeigen aber: Entscheidend ist nicht der Wahlgang – sondern die Regierungsfähigkeit und die Kommunikationskraft danach.
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05.05.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«"Willkommen an der Front, Fräulein Katz."Ein Gerichtssaal, kein Actionspiel: »The Darkest Files« versetzt uns in die Rolle der fiktiven Staatsanwältin Esther Katz – mitten in die juristische Aufarbeitung des NS-Unrechts unter Fritz Bauer. Mit Marcel Schneider sprach ich über das Spiel als Medium der Erinnerung, über falsche Richterhämmer, echte Anfeindungen – und über die Frage, wie Erinnerungskultur heute unter die Haut gehen kann.
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02.05.2025 / ParteienDie Debatte über ein Verbot der "gesichert rechtsextremen" AfD durch Handeln endlich beendenAm heutigen 2. Mai 2025 gab das Bundesamt für Verfassungsschutz das Ergebnis seiner Prüfung, ob die AfD als gesichert rechtsextrem einzustufen sei, endlich bekannt und stufte die Partei als "gesichert rechtsextreme Bestrebung" ein. Damit liegen nun endlich diejenigen Voraussetzungen vor, auf deren Grundlage die Bundesregierung, der Deutsche Bundestag oder auch die Länder über den Bundesrat das lange diskutierte Verbotsverfahren gegen die Alternative für Deutschland einleiten müssen. Der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Daniel Günther (CDU) forderte den Bund auf, das Verbotsverfahren zu starten. Er unterließ zu erwähnen, dass dies auch die Länder tun könnten. Ich hatte bislang argumentiert, dass die AfD inhaltlich zu stellen und ihre Gesinnung gesellschaftlich zu ächten, zwar ein schwieriger Weg sei, aber trotz aller Rückschläge und Erfolge der AfD immer noch vielversprechenderer sei, als jene wohlfeile und endlose Debatte über ein AfD-Verbot, die - weil sie nicht zu einem Abschluss kommt - Demokratieskepsis fördert und Rechtsextremisten zu Märtyrern macht. Diese Position, die ein AfD-Verbot stets als den richtigeren Weg ansah, der aber konsequent beschritten, statt wohlfeil beschrieben werden sollte, ist nun obsolet. Nun muss mit aller Kraft darauf gedrängt werden, die Instrumente der wehrhaften Demokratie gegen die Feinde der Demokratie anzuwenden.
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01.05.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«Erinnerung und Verantwortung: 80 Jahre nach der BefreiungAm 8. Mai 1985 hielt der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker eine Rede, die die Art, wie in der Bundesrepublik an das Ende des Zweiten Weltkrieges gedacht wird, maßgeblich veränderte. In diesem Jahr jährt sich die Befreiung vom Nationalsozialismus zum 80. Mal. Die bedeutende Rede Richard von Weizsäckers zum 40. Mal. Ich sprach mit dem Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, darüber, wie wir in regressiven Zeiten erinnern und gedenken. Aber auch über besondere Orte und die Kunstsammlung der Gedenkstätte.
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30.04.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«Kulturkampf aus dem Kanzleramt? Wolfram Weimer und die Politik der UnionAls Nachfolger der grünen Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist vom designierten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) der konservative Medienunternehmer Wolfram Weimer vorgesehen. Ideologisch ist Wolfram Weimer auf der politischen links-rechts-Achse sehr weit von Claudia Roth entfernt, aber auch ein sehr gutes Stück von der früheren Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Sie repräsentierte stets den liberalen Flügel des »Merkelismus«. In den Feuilletons der Print- und Onlinemedien wurde die Benennung von Wolfram Weimer gemischt bis kritisch aufgenommen. Zur Diskussion über die Personalie des künftigen Kulturstaatsministers Wolfram Weimer sprach ich in der Sendung vom 30. April 2025 meines Podcasts Kunst der Freiheit mit der österreichischen Publizistin und Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl. Von ihr erschien 2021 im Suhrkamp Verlag das Buch Radikalisierter Konservatismus, das zum Bestseller und ausgezeichnet wurde.
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26.04.2025 / Kultur„Während sich der Blickwinkel verschiebt“ – Künstlerinnen des InformelIn der Kunsthalle Schweinfurt verschiebt sich der Blick: Die Ausstellung InformELLE. Künstlerinnen der 1950/1960er-Jahre stellt bislang übersehene Künstlerinnen der informellen Nachkriegskunst ins Zentrum – und öffnet einen längst überfälligen Dialog über Sammlungsgeschichte, Sichtbarkeit und neue Perspektiven. Es ist die zweite Station dieses Gemeinschaftsprojekts zwischen Schweinfurts Kunsthalle, Hessen Kassel Heritage und dem Emil Schumacher Museum Hagen in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Informelle Kunst am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn.
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23.04.2025 / RezensionZu zaghaftes Bürokratopia"Bürokratopia. Wie Verwaltung die Demokratie retten kann" ist ein Plädoyer für die Reformfähigkeit und demokratische Kultur im öffentlichen Dienst. In einer Zeit, in der die Staatsreform es prominent in den schwarz-roten Koalitionsvertrag schaffte, analysiert Julia Borggräfe die strukturellen Ursachen für das Scheitern vieler Staatsreformen. Sie plädiert für eine Verwaltung mit einem strategischen Kompass für zukunftsorientierte Entscheidungen und Verwaltungsprozesse aus Perspektive der Bürger:innen. Meine Rezension diskutiert zentrale Thesen des Buches, würdigt seine Stärken und benennt zugleich Brüche und Leerstellen. Zu oft verbleibt das Buch im Konjunktiv, weshalb auch die Top-12-Prioritäten am Ende des Buches mehr versprechen als sie halten.
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20.04.2025 / RezensionTransformation als Versprechen, Bilanz – und Bruch.Im Dezember 2021 versprach die Ampelkoalition „mehr Fortschritt wagen“. Drei Jahre später war dieses Projekt am Ende. Der Haushaltsbruch, der Koalitionskonflikt, die Entlassung Lindners und der Verlust der politischen Mehrheit machten deutlich: Die Transformation, von der Regierung wie Gesellschaft reden wollten, ließ sich nicht einfach regieren. Zwei Sammelbände – Zwischen Zumutung und Zuversicht (hg. vom Bundeskanzleramt) und Transformationspolitik. Anspruch und Wirklichkeit der Ampel-Koalition (hg. von Knut Bergmann und Christoph Diermeier) – ziehen auf unterschiedliche Weise Bilanz: analytisch, selbstkritisch, strategisch. Die kombinierte Rezension stellt beide Werke vor und betont, dass aus diesem Scheitern für die Zukunft progressiver Politik zu lernen ist.
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10.04.2025 / RezensionUnausgeschöpfte Gelegenheit zur Tiefenbohrung bei der documenta fifteenWas bleibt vom Streit um die documenta fifteen? Der von Heinz Bude und Meron Mendel herausgegebene Band »Kunst im Streit« versammelt Perspektiven auf eine der folgenreichsten Kunstdebatten der Gegenwart. Dessen Beiträge widmen sich der documenta fifteen als Konfliktfeld zwischen Antisemitismuskritik und postkolonialem Denken, schauen auf die Umsetzung der kuratorischen Konzeption von Ruangrupa und nehmen die documenta-Stadt Kassel mit ihren unterschiedlichen Akteur:innen in den Blick. Leerstellen bleiben.