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Auf diesem Blog erscheinen Meinungsbeiträge, Rezensionen und Analysen. Im Mittelpunkt stehen die Themen Kultur & Kunst, Gesellschaftspolitik, Parteien sowie jüdisches Leben. Zudem finden Sie hier Interviews aus meinem Podcast Kunst der Freiheit.
Ich bin Sozialwissenschaftler, Gestalter und Berater mit drei Dekaden Erfahrung in Politik, Wissenschaft und öffentlicher Verwaltung.
Name und Idee des Blogs sind angelehnt an Karl Marx' Wendung der »Kritik im Handgemenge« - distanzierte Beobachtungen vom Spielfeldrand können andere machen. Mich interessiert die direkte aber reflektierte Auseinandersetzung, die Stellung bezieht und sich entsprechend bewähren muss im »Handgemenge« der realen Verhältnissen unserer Zeit.
„Aber auch die Kritik braucht ein Gegenstand, ein Material. [...] Sie ist kein Maßstab, sie ist kein Dogma, sondern Kritik im Handgemenge.“ (K. Marx)
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11.09.2025 / GesellschaftTrügerischer KurzschlussDie unterschiedlichen Initiativen zur Staatsreform, deren Vorarbeiten unter anderem Eingang in den schwarz-roten Koalitionsvertrag gefunden haben, zeugen vom erkannten Handlungsbedarf bei der Modernisierung der öffentlichen Verwaltung und Infrastrukturen. Aber dass durch eine Staatsreform in Verbindung mit einer Infrastrukturmodernisierung die Krise der Repräsentation überwunden und dem Angriff des autoritären Populismus auf die liberale Demokratie begegnet werden könne ist ein trügerischer Kurzschluss. Die übersteigerte Hoffnung in die Wirkung »guten Regierens« verstellt möglicherweise den Blick auf ein größeres Bild und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen. Hierzu publizierte ich in Heft 9/2025 der "Neue Gesellschaft / Frankfurter Hefte".
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08.09.2025 / KulturSo viel Silber im Grau – Kunst aus der DDR in JenaKunst aus der DDR bleibt gefragt – bei Besucher:innen, in Museen und in der Forschung. Eine Reihe jüngerer Ausstellungen zeigte, wie vielfältig die künstlerischen Handschriften waren und wie kontrovers ihre Rezeption bis heute ist. Die Kunstsammlung Jena eröffnet mit der Ausstellung „So viel Silber im Grau“ erstmals seit 1989 wieder einen umfassenden Blick auf Werke ihrer DDR-bezogenen Sammlungsbestände und stellt Werke von 134 Künstler:innen in einen größeren Zusammenhang.
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02.09.2025 / Jüdisches LebenNetanjahus Verrat am ZionismusIm Feuilleton der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte der Historiker Prof. Dr. Michael Brenner einen Gastbeitrag unter dem Titel: "Die Zerstörung des Zionismus". Brenners Beitrag ist klug und sollte die Grundlage der gegenwärtigen Debatten über den Umgang mit unseren Partnerinnen und Partnern in Israel sein. Wie man die Debatte nicht führen sollte und welche falschen Entscheidungen möglich sind, zeigt Erica Zingher in der taz an ihrer Kritik des Ausschlusses israelischer Organisationen aus dem Falken-Dachverband.
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30.08.2025 / RezensionExil in Bildern: Stefan Zweigs letzte ReiseFlucht wird in der öffentlichen Debatte oft entpersonalisiert verhandelt. Die Graphic Novel Die letzten Tage von Stefan Zweig erinnert daran, dass hinter abstrakten Begriffen wie Migration oder Exil konkrete Schicksale stehen – geprägt von Verlust, Sehnsucht und der Suche nach einem Ort der Sicherheit.
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26.08.2025 / Rezension»Max braucht Gesellschaft« - 70 Jahre Kulturpalast UnterwellenbornDer Kulturpalast Unterwellenborn gilt als bedeutendes Beispiel der DDR-Baukultur – und als Sorgenfall des Denkmalschutzes. Zum 70. Jubiläum widmet sich ein Sammelband seiner Geschichte, Architektur und gesellschaftlichen Bedeutung. Persönliche Erinnerungen, kulturpolitische Analysen und künstlerische Perspektiven zeichnen ein facettenreiches Bild eines Ortes, der weit über die Region hinausweist und dessen Zukunft offen bleibt.
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25.08.2025 / GesellschaftWarum für die Demokratie Parteien so wichtig sindAuch eine Generation nach der Friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung ist in Thüringen und Ostdeutschland insgesamt die Bindung an kollektive Organisationen wie Parteien, Gewerkschaften und Kirchen deutlich geringer als in den westlichen Bundesländern. Dafür gibt es sozio-ökonomische und politische sowie psychologische Gründe, die sowohl in den Nachwirkungen der DDR als auch im ostdeutschen Transformationsprozess liegen. Das ist jedoch kein Grund, dass dies auch weiterhin so bleiben muss. Für die Thüringische Landeszeitung (TLZ) antwortete ich in einem Gastbeitrag auf Jan Steinhaußen, Geschäftsführer des Landesseniorenrates Thüringen und dessen grundsätzliche Parteienskepsis. Steinhaußen spricht viel von Karrierismus, Ämterpatronage etc. aber auch davon, „erschöpfte Rituale zu revitalisieren oder abzuschaffen und alternative Beteiligungsformen einzuführen". Letzteres könnte der Ausgangspunkt eines öffentlichen Gesprächs über die Stärkung unserer Demokratie sein. Wer mitmachen möchte, sollte sich engagieren - in Parteien und Gewerkschaften. Sie sind Teil des unverzichtbaren Fundaments unseres demokratischen und sozialen Rechtsstaates.
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14.08.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«Wie Kriege enden und Frieden verhandelt werden kann„Treffen sich zwei Horrorclowns“ – so überschrieb die Autorin und Dramaturgin Irina Rastorgueva in der Süddeutschen Zeitung ihr Essay zum Treffen der Präsidenten Trump und Putin in Alaska am Freitag dieser Woche. Die Hoffnung, dass dieses Gespräch den Menschen in der Ukraine, die seit dreieinhalb Jahren um ihre Freiheit und territoriale Selbstbestimmung kämpfen, dem Frieden näherbringt, ist gering. Vielmehr ist zu befürchten, dass die beiden autoritären Präsidenten die Aufteilung der Welt in Interessensphären weiter vorantreiben. Für meinen Podcast Kunst der Freiheit habe ich vor einigen Monaten mit dem Vorsitzenden der Linkspartei, Jan van Aken, gesprochen. Im vergangenen Jahr erschien im Econ Verlag sein sehr lesenswertes Buch Worte statt Waffen. Wie Kriege enden und Frieden verhandelt werden kann. Angesichts des Alaska-Treffens erscheint es mir sinnvoll, dieses Gespräch auch hier zu veröffentlichen.
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29.07.2025 / FinanzrnSpalten statt zu versöhnenWenn bayerische Ministerpräsidenten billigen Beifall bekommen wollen, muss der Länderfinanzausgleich als Prügelknabe herhalten. Das war bereits unter Stoiber und Seehofer der Fall. Diesmal droht Markus Söder - just like populistische Argumentation - mit dem Austritt Bayern aus dem Länderfinanzausgleich. Es ist das Gegenteil dessen, was der frühere Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und spätere Bundespräsident Johannes Rau als „versöhnen statt spalten“ bezeichnete. Es gibt gute Argumente gegen die populistische Positionierung von Markus Söder.
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22.07.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«Jenseits des White Cube: Kunst für alle?Was macht ein Museum zu einem offenen Ort? In diesem Gespräch mit Julia Grosse, Kuratorin, Kunsthistorikerin und Mitgründerin der Plattform Contemporary And, geht es um Kunst als soziale Praxis und demokratische Infrastruktur. Wir sprechen über neue Formen des Kuratierens, über Kunst im öffentlichen Raum, über Sparzwänge und strukturelle Ausgrenzung, über Sprache, Barrierefreiheit und Repräsentation. Und wir diskutieren, wie Museen als Räume des Dialogs gestaltet werden können – durch kleine Eingriffe, konsequente Perspektivwechsel und die Bereitschaft, auch Unsichtbares sichtbar zu machen.
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12.07.2025 / Jüdisches LebenKonkrete Solidarität statt InszenierungDie lokale Linksfraktion in Berlin-Mitte beantragt im Kommunalparlament, den Senat aufzufordern, die Israel-Fahne dort nicht mehr zu hissen. Dieser überflüssige Antrag garantiert viel Aufmerksamkeit in Medien und im Netz, bestätigt Klischees und hilft niemand. Mein Verständnis linker Solidarität sieht anders aus.
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07.07.2025 / Gesellschaft"Bildungskriminelle" - wie BILD Stimmung macht und was dabei kaputt gehtDie BILD-Chefredakteurin Marion Horn erklärt Kritiker:innen eines umstrittenen Vorschlags von Bildungsministerin Karin Prien pauschal zu „Bildungskriminellen“. Das ist kein zugespitzter Journalismus, sondern autoritäres Denken. Damit entgleist nicht nur die Debatte um Schulklassen in der Migrationsgesellschaft – sondern es wird demokratischer Streit verunmöglicht. Der ist aber nötig, um zu einer Bildungspolitik zu kommen, die auf Gerechtigkeit durch Ressourcen statt Ausgrenzung setzt.
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05.07.2025 / RezensionDie alte Tante SPD auf dünnem EisDie alte Tante SPD auf dünnem Eis Der Band »Auf dünnem Eis. Die SPD in Krisenzeiten« von Gerd Mielke und Fedor Ruhose liefert eine kenntnisreiche Analyse der strukturellen Erosion der SPD und reiht sich ein in die umfangreiche Krisenliteratur zur deutschen Sozialdemokratie. Die Autoren plädieren dafür, dass die funktionale Regierungspartei SPD eine Rückbesinnung auf bewährte Erzählmuster als Partei eines erneuerten sozialen Grundkonsenses vornimmt. Doch es bleibt offen, wie diese neue gesellschaftliche Verankerung der SPD konkret gelingen soll. Wer verstehen möchte, warum die SPD auf dem politischen Eis ins Straucheln geriet, wird fündig. Wer erfahren will, wie sie wieder festen Boden unter die Füße bekommt, muss vorerst weiterblättern.
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01.07.2025 / RezensionDrei Bücher zur extremen RechtenDrei aktuelle Bücher beleuchten die ideologischen, historischen und strategischen Dimensionen der extremen Rechten: Stefan Dietl behandelt Antisemitismus in der AfD, stützt sich dabei aber auf bekannte Fälle und entwickelt eine fragwürdige These über eine angeblich „antifaschistische Sprachlosigkeit“. Marcel Lewandowsky analysiert die globale Rechte präzise, differenziert nach Akteuren, Ideologien und Strukturen – und bietet dabei auch für informierte Leser:innen neue Einsichten. Volker Weiß legt eine detaillierte Studie zur begriffspolitischen Umdeutung von Geschichte vor und zeigt, wie rechte Diskurse Deutungshoheit über historische Narrative gewinnen wollen.
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24.06.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«Populisten können keine Kompromisse schließenDie niederländische rechte Vier-Parteien-Koalition hielt kaum ein Jahr, bevor Geert Wilders' rechtspopulistische Partei für die Freiheit das Bündnis beendete. Dass Koalitionen mit Populisten eher scheitern, ist kein Zufall, wie eine Studie von Forscher:innen aus Deutschland und der Schweiz zeigt. Über die Ergebnisse sprach ich im Podcast KUNST DER FREIHEIT mit PD Dr. Marcel Lewandowski, der an der Studie mitarbeitete.
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23.06.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«Stalin-Renaissance in Putins RusslandVor etwa einem Monat eröffnete die Moskauer Metro in der Station Taganskaya ein ehemaliges sowjetisches Wandrelief in frisch restaurierter Form. Es trägt den Titel: »Dank des Volkes an den Führer und Feldherrn« und zeigt den Diktator Josef Stalin als zentralen Helden der Nation. Das Besondere an der Restaurierung und Wiedereröffnung ist, dass dieses Wandrelief im Zuge der Entstalinisierung im Jahre 1965 entfernt wurde. Nun ist es zurück – und das ist keineswegs ein Einzelfall. Im Gegenteil. Darüber berichtet Dr. Daria Boll-Palievskaya. Sie ist freie Journalistin und schreibt unter anderem für Zeit Online, die Berliner Zeitung und Spektrum der Wissenschaft. In meinem Podcast KUNST DER FREIHEIT sprach sie über die Stalin-Renaissance als Instrument von Putins Geschichtspolitik.
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20.06.2025 / Parteien/WahlenSelbst- und Ungewissheiten der neuen Linkspartei"Bodo Ramelow denkt über Austritt aus der Linkspartei nach“ (n-tv); „Ramelow erwägt Austritt aus der Linken“ (t-online) – das kann doch alles nicht wahr sein! Und ist es ja auch nicht. Bodo Ramelow hat in seinem Online-Tagebuch auf die Entwicklung der neuen Linkspartei geblickt – besorgt und grübelnd. Er hat Fragen aufgeworfen, über die diskutiert werden muss. Ich greife das Diskussionsangebot auf und erläutere, warum eine kritische Analyse linker Regierungspolitik in Thüringen selbstverständlich ist. In dem Zusammenhang beschreibe ich jedoch die Notwendigkeit einer konstruktiven Streitkultur in der neuen Linkspartei und weshalb sich 2026 in Schwerin, Mainz, Magdeburg und Berlin völlig unterschiedliche Herausforderungen möglicher linker Regierungspolitik stellen.
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19.06.2025 / GesellschaftBerlin 2040: In weiter Ferne, so nah!Berlin steht an einem Wendepunkt. Die Stadt kämpft mit überlasteter Infrastruktur, wachsender sozialer Ungleichheit und dem Verlust politischer Gestaltungskraft angesichts radikaler Sparprogramme. Mehr Effizienz und Verlässlichkeit sind bedeutsam, doch eine sozial gerechte, lebenswerte Stadt entsteht nicht allein durch technokratische Effizienz. Bedeutsam sind verlässliche öffentliche Infrastruktur, demokratische Beteiligung und der Respekt vor der Lebensrealität aller. Damit dieser Wandel gelingt, braucht es eine Politik, die nicht nur verwaltet, sondern Verantwortung übernimmt: mit langfristigem strategischem Denken, konkreten Verbesserungen im Alltag und einer neuen Kultur des Gemeinsinns und der Selbstermächtigung der Stadtgesellschaft.
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18.06.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«Volksaufstand & Katzenjammer: Potenziale und Grenzen eines progressiven PopulismusWer sich mit Populismus befassen und dieses Phänomen verstehen will, kommt an PD Dr. Kolja Möller klugerweise nicht vorbei. In meinem Podcast KUNST DER FREIHEIT sprachen wir über die Potenziale und Grenzen eines progressiven Populismus. Kolja Möller erläutert das Muster von Volk und Elite und legt dar, warum Populismus links sein kann, aber oft im Katzenjammer endet. Rosa Luxemburg wiederum entwickelte Möllers Auffassung nach - entgegen vielen Klischees - ein bemerkenswertes Verständnis von Populismus und Lernprozessen von Massenbewegungen, das bis heute für progressive transformatorische Politik Inspirationen beinhalten kann.
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16.06.2025 / Interview aus dem Podcast »Kunst der Freiheit«»Der NGO-Komplex« - Neue Folge in der Kampagne gegen NGOs und ZivilgesellschaftAuf der Spiegel-Bestsellerliste findet sich gegenwärtig ein Buch mit dem reißerischen Titel »Der NGO-Komplex – wie die Politik unser Steuergeld verprasst«. Der Autor Björn Harms arbeitet für das rechte Nachrichtenportal NIUS. Seine Artikel auf dem Portal tragen Titel wie »Linke SPD-Politikerin übernimmt Entwicklungsministerium«, »Reem Alabali Radovan will eine inklusive Weltordnung«, »Friedrich Merz macht linksradikale SPD-Politikerin zur Queerbeauftragten« oder »Ein grüner Richter, zwei NGOs und drei Somalis. So lief der Geheimplan der Asyllobby gegen Dobrindts Zurückweisung«. Über das Buch »Der NGO-Komplex« und dessen Autor Björn Harms sprach ich in meinem Podcast KUNST DER FREIHEIT mit Timo Reinfrank, dem Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung.
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10.06.2025 / RezensionDas Gemälde als ZeitzeuginWas erlebt ein Kunstwerk im Lauf von 80 Jahren des 20. Jahrhunderts? Die Graphic Novel »Zwei weibliche Halbakte« des französischen Zeichners Luz erzählt die Geschichte des Gemäldes, vom Expressionisten Otto Mueller 1919 gemalt – aus der Perspektive des Bildes. Das Werk führt uns durch Ateliers, NS-Depots und Museen, erzählt von Sammlern, Verfolgten, Profiteuren, der zähen Praxis der Restitution und später Gerechtigkeiten.