Das liberale Gewissen. Zum Tod von Gerhart Rudolf Baum
Gerhart Rudolf Baum ist tot. Er personifizierte über Jahrzehnte den Titel des 1982 nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition von Helga Schuchardt und Günter Verheugen herausgegebenen Rowohlt-Büchleins Das liberale Gewissen.
Dokumentiert ist darin seine Rede vom 1. Oktober 1982 vor dem Deutschen Bundestag. Er führte darin u.a. aus:
„Es war die Friedens- und Entspannungspolitik, es war die Deutschlandpolitik mit dem, was sie für die einzelnen Menschen an tatsächlichen Erleichterungen gebracht hat, um derentwillen wir schon in den 60er Jahren für die Koalition von Liberalen und Sozialdemokraten gekämpft haben.
Die Politik des Brückenschlags zwischen Ost und West - strahlend und mitreißend für uns wie für viele andere.
Im Umweltschutz gab es harte Entscheidungen, präzise Eckwerte für einschneidende Maßnahmen.
Wir haben wirklich mehr Demokratie gewagt, in dem wir Bürgerrechte nicht der inneren Sicherheit untergeordnet haben.“
Das ist sozialer Liberalismus in der Tradition des viel zu früh verstorbenen Karl-Herrmann Flach, der Freiburger Thesen und der Jungdemokratinnen und Jungdemokraten (DJD).
Man stelle sich vor, ein solcher liberaler Geist, ein solch liberales Gewissen hätte zum Ziel, das neue Bild von Politik zu prägen - strahlend und mitreißend für viele.
Gerhart Baum wird fehlen. Auch als Freund der Kultur, als langjähriger Mitstreiter, u.a. im Kulturrat Nordrhein-Westfalens.
Ruhe in Frieden liberales Gewissen.

Ich bin Sozialwissenschaftler und Vater. Knapp drei Jahrzehnte war ich tätig als Abgeordneter, Staatssekretär, Minister und Chef der Staatskanzlei. Zuletzt erschien von mir im VSA-Verlag: "Neue Wege gehen. Wie in Thüringen gemeinsam progressiv regiert wird".
Hier veröffentliche ich regelmäßig Beiträge in meinem Blog zu Gesellschaftspolitik, Kultur & Kunst, Parteien sowie jüdischem Leben.